frisch gespielt - Magazin für Brett- und Gesellschaftsspiele

 Ein teurer Spaß

Während wir mit unserem Magazin eine Lanze für das analoge Spielen brechen, ist die Digitalisierung in der Gesellschaft einer Flutwelle ähnlich, der man nicht entkommen kann. Im Besonderen trifft es die Kleinsten, unsere Kinder, die dieser virtuellen Illusionszauberei praktisch hilflos ausgesetzt sind. Die Auswirkungen können bereits in Ansätzen beobachtet werden, geht mit der Bildschirm-Sucht ein Verfall an realweltlichen Erfahrungen einher und führt im schlimmsten Fall zu einer lebensfeindlichen Abschottung. Die Marktwirtschaft hat natürlich keinerlei Hemmungen, in alledem Umsatz und Profit zu sehen und deshalb nach allen Regeln der Gewinnmaximierung moralische Bedenken zur Seite zu schieben. Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung der Universität Graz ziehen Kinder und Jugendliche liebend gerne In-Game-Käufe (sogenannte Loot-Boxen), was zur Folge hat, dass das Konto der Eltern im Durchschnitt mit 170 EUR pro Jahr belastet wird. Es gilt wie bei allen Durchschnittsrechnungen zu berücksichtigen, dass es auch Fälle gibt, in denen die Beträge tausend Euro übersteigen. Der Schritt in die Schuldenfalle scheint nicht mehr weit, gibt es für diese vulnerablen jungen Spieler (etwa 10 % der Studienteilnehmer) keinerlei Hinterfragen ihres Suchtverhaltens.

Aber die Kosten, die diese digitale Überfütterung der jungen Generation verursacht, sind nicht nur von der Familie, sondern vor allem von der Gesellschaft zu tragen, die früher oder später mit gesellschaftlichen Verwerfungen konfrontiert werden wird. Das klingt bedrohlich schwarzmalerisch, aber ein Blick nach Frankreich zeigt, dass man politisch bereits bereit ist, Kindern bis zu 12 Jahren ein Smartphone-Verbot zu erteilen und die Social-Media-Nutzung überhaupt erst ab 18 Jahren freizugeben.

Die Digitalisierung der Lebenswelt ist heute nur im Ansatz erforscht. Es herrscht ein achselzuckendes laissez-faire Gehabe. Gewiss mag es Vorteile in der Nutzung der Eier legenden Wollmilchsau, genannt Smart-Phone und des Internets geben, sind diese mehr Werkzeug bzw. Nachschlagewerk, kein dämonisches Teufelszeug. Aber je größer der kaufmännische Anreiz, umso größer die Lobbyarbeit der Tech- und Social-Media-Konzerne, politische Einflussnahme zu verhindern und neue gewinnbringende Einsatzmöglichkeiten zu finden – zum Schaden des Einzelnen und der Gesellschaft.

Da loben wir das simple Brett- und Kartenspiel, das bedeutet, gemeinsam am Tisch zu sitzen und zu lachen, fluchen, kreischen, interagieren und nachzudenken. Darin zeigt sich das Leben, wie es ist. In diesem Sinne wünschen wir allen fröhliche Weihnachten und verspielte Feiertage. Ohne In-Game-Käufe. Dafür mit viel kostenlosem Spaß.